Text + Bild: Eberhard Weilke

"Die alten Fliesen noch einmal verlegen, geht das überhaupt?" Das war die Frage, die fast jeder stellte, der an dem Projekt beteiligt war. Zugegeben, so ein Terrazzo-Belag ist ja normalerweise nicht für die mehrmalige Verlegung gedacht.

Ich arbeite als Öffentlichkeitsarbeiter bei der Kiesel Bauchemie, einem Hersteller für Fliesenklebemörtel und Fugenmassen und so hab ich bei unserer Anwendungstechnik nachgefragt, ob und wie eine Neuverlegung möglich wäre und ob wir auch eine Fugenoberfläche hinbekommen, welche sich mit den alten Platten gut ergänzt und für ein stimmiges Gesamtbild der fertigen Fläche sorgt.

Mein Kollege Roland Tschigg von der Anwendungstechnik Fliese hat mich dann zu einer Probeverlegung in unser Technikum eingeladen.

 

 

Der erste Schritt ist das ordentliche Grundieren des Untergrunds. Das bindet den Staub und sorgt für den optimalen Haftverbund nach unten. Wir nehmen eine Grundierung, die nach 30 Minuten trocken ist, damit wir gleich weiter arbeiten können.

 

Während die Grundierung trocknet, rühren wir den Klebemörtel an. Da es sich um ein hoch kunststoffvergütetes Produkt handelt, muss der Mörtel nach dem Anrühren etwa 5 Minuten "reifen". Dabei quillt die pulverförmige Dispersion an und kann so dann später während des Aushärtens optimal vernetzen.

Wir haben einen Mörtel gewählt, der für unser Projekt zwei besonders wichtige Eigenschaften mitbringt: Er verhindert auch bei 20 mm Auftragsstärke ein Absacken der Platten im Mörtelbett und lässt sich trotzdem sehr leicht aufziehen. Außerdem weist er eine stark reduzierte Wasserabgabe an das Belagsmaterial und ein definiertes Trocknungsverhalten auf, so dass er auch bei diesen schwierigen Bedingungen sicher abbinden wird.

 

Bei unseren Terrazzo-Platten begegnen wir nämlich folgendem Problem: Sie lagen mehr als 45 Jahre im Trockenen. Wenn wir sie wie neue, frisch aus dem Betonwerk kommende Platten verlegen, würden sie sofort alles Wasser aus dem Mörtel saugen, der Kleber würde "verbrennen". Dann könnte der Zement im Kleber nicht ordentlich hydrieren, es könnte sich kein vernünftiger Haftverbund ausbilden, die Platten würden sich später wieder lösen.

Um dem entgegen zu wirken, wischen wir die Rückseiten der Platten mit einem feuchten Schwamm ab. Erst beim dritten Abwischen schlägt das Wasser nicht sofort weg (die Platten sind wirklich knochentrocken...), jetzt sind sie verlegereif.

 

 

Nachdem wir den Mörtel mit einer Mittelbettzahnung aufgezogen haben, spachteln wir die Rückseiten der Platten mit einer Kontaktschicht ab. So gehen wir sicher, dass die Rückseite vollflächig mit Mörtel benetzt wird, ideale Vorraussetzung für eine dauerhafte, zuverlässige Verlegung.

 

Wir empfehlen eine Fugenbreite von etwa 5 mm. Das gleicht die Unregelmäßigkeiten aus und lässt sich später auch sauber verfugen. Mit einem Richtscheit stellt man die korrekte Lage der Platten untereinander sicher, auf unserer kleinen Probefläche muss das Augenmaß ausreichen.

 

 

 

Am nächsten Tag war der Mörtel ausreichend ausgehärtet, so dass wir mit der Probeverfugung beginnen konnten. Zufällig waren an dem Tag japanische Geschäftspartner bei uns im Haus, die sich sehr fasziniert von unserem Projekt zeigten.

 

 

Wir hatten zwei Fugenmassen im gewünschten Farbton "samtschwarz" zur Auswahl: Eine Masse mit einer sehr feinen Oberfläche, die wir eventuell auch zuammen mit dem Belag überschleifen könnten sowie eine Fugenmasse mit Quarzsandanteil, die eine etwas rauhere Oberfläche aufweist, dafür sich aber bis Fugenbreiten von 25 mm sicher verarbeiten lässt.

 

Ganz wichtig für ein schönes Fugenbild ist das richtige Abwaschen. Mit nicht zu viel Wasser vorsichtig diagonal zu Fugen abziehen, damit man die Fuge nicht auswäscht und die Oberfläche nicht überwässert.

 

Schön sorgfältig arbeiten, dann sieht es später perfekt aus. Nach Begutachtung der fertigen Probefläche haben wir uns übrigens für die etwas gröbere Flexfuge entschieden, da sie die unvermeidbaren  Ausbrüche und fehlenden Kiesel an den Plattenkanten ausgezeichnet ergänzt.

Außerdem ist es wahrscheinlich keine gute Idee, mit einer Schleifmaschine über die mehr als 45 Jahre alten Platten zu gehen, denn wie gesagt, eigentlich sind Terrazzo-Platten nicht wirklich für die mehrfache Verlegung gedacht.

 

 

Das fertige Ergebnis kann sich sehen lassen. Die ergänzten Stellen und die Fugen treten in den Hintergrund, das Ergebnis ist stimmig und die fertige Fläche gibt hervorragend den ursprünglichen optischen Eindruck des Bodens des alten Museums wieder.

Damit die Auktionsgewinnerin oder -gewinner dieses Verlegeergebnis auch erreichen kann, stellt die Kiesel Bauchemie das benötigte Verlegematerial sowie die anwendungstechnische Beratung zur Verfügung.