Text + Bild: Eberhard Weilke

Egal, ob Schüleraustausch, Verwandschaftsbesuch oder Familienausflug, es war das gleiche Ritual: Irgendwann stand immer ein Besuch im Mercedes-Benz Museum auf dem Besuchsprogramm. Wer im Großraum Stuttgart aufgewachsen ist, wird mit Sicherheit eines Tages das Museum im Herzen des Werks Untertürkheim gesehen haben. Und für jemanden wie mich, der etwas technisch interessiert ist, wird das alte Museum über die Jahre zu einem sehr vertrauten Ort.


In den letzten Monaten vor der Schließung gab es noch eine Reihe von Sonderausstellungen. Zum einen, um die Lücken der Wagen zu schließen, die in Vorbereitung auf das neue Museum durch die Entnahme von Exponaten enstanden waren, zum anderen hatte ich den Eindruck, dass man in der Museumsverwaltung auf diese Ausstellungen einfach mal Lust hatte.

So dürfte die Mercedes Simplex-Sonderausstellung die umfassendste Ausstellung zu dieser Baureihe weltweit gewesen sein.

 

Zu Land und zu Wasser. Die ersten Jahre der Firmen Benz & Co. Rheinische Gasmotorenfabrik Mannheim“ und „Daimler Motorengesellschaft“ bis zur Vereinigung zur späteren Daimler Benz AG waren das Thema der Ausstellung im Erdgeschoss.

Im Hintergrund sehen wir die Cafeteria sowie den Museumsshop.

 

Die Rampen, die beim Umbau 1985 in das Museum eingebaut wurden, war den Rennsportwagen vorbehalten. Hier standen Blitzenbenz, Silberpfeile sowie die verschiedenen 300 SL Rennsportwagen.

 

Chronologisch ging es von unten nach oben durch die Jahrzehnte erfolgreicher Rennsportgeschichte.

 

Oben angekommen hatte man eine prima Sicht auf die Sammlung der Rahmenwagen. Im Hintergrund versteckt sich noch eine zweite Sonderausstellung, dazu kommen wir aber später.

 

Von oben hatte man auch einen schönen Blick auf die Cafeteria im zweiten Lichthof. Bei unserer Bergungsaktion haben wir uns die Theken, Vitrinen und die Küche näher angeschaut.

Die kleine Pantry-Küche der Cafeteria war ein Kleinod, das wohl nur sehr wenige Besucher zu Gesicht bekommen haben. Dies ist eigentlich schade, war sie doch vollständig aus nahtlos verschweißtem Edelstahlblech ausgeführt, von der Arbeitsplatte, über den Küchenspiegel bis zu den Schränken. Diese Wertigkeit und diese Liebe zum Detail findet man heute nur noch selten.

Die Vitrinen stammten von einem Vitrinenbauer in Stuttgart, die Theke war feinste Maßarbeit vom Tischler.

Diese hohe Sorgfalt der Gestaltung finden wir auch an anderen Details des Gebäudes. Die gelben Pfeile des Rundgangs (drei Bilder weiter oben und zwei Bilder weiter unten kann man sie erkennen) waren aus Aluminium-Vollmaterial gefräst, geschliffen und gelb lackiert. Befestigt waren sie mit Edelstahlbolzen, die am einen Ende mit einem Rechtsgewinde, am anderen Ende einem Linksgewinde in die entsprechenden Sacklöcher in die Träger des Stahlgerippes des Gebäudes geschraubt wurden.  

 

Für die meisten Besucher waren natürlich die Kompressor-Mercedes im "die drei von der Tankstelle"-Display von höherem Interesse.

 

Die dritte Sonderausstellung hatte das Thema "Mileage Millionaires" und zeigte nur Fahrzeuge mit mindestens einer Million Meilen (bzw. den entsprechen Kilometern) Laufleistung. Das Taxi aus Lissabon findet sich heute im neuen Museum.

 

Das sehr erfahrene Taxi aus Thessaloniki leider nicht. Die Ausstellungsbereich zur Nachkriegszeit mit den Fahrzeugen der 50er bis 80er Jahre waren übrigens die einzigen Flächen, in denen der originale Bodenbelag erhalten geblieben ist.

In der restlichen Ausstellungsfläche war er entweder durch Teppich verdeckt oder ersetzt durch schnöden Granit.

 

Auch jüngere Fahrzeuge aus Zeiten, in denen Mercedes erfolgreich am Rennsport teilgenommen hat, waren ausgestellt.

 

 

 

 

 

Im Hintergrund sehen wir die dritte Sonderausstellung, der Baureihe C 111 gewidmet. Es sollen noch acht Fahrzeuge von diesem Technologieträger existieren, fast die Hälfte war hier ausgestellt.

 

Der "Wassily" von Marcel Breuer gilt als einer der bekanntesten Klassiker der Gestaltung aus der Bauhaus-Epoche und ist heute unter anderem in der Designabteilung des "Museum of Modern Art" in New York ausgestellt. Neben zahlreichen, nicht authorisierten Nachbauten ist dieser  Stahlrohrsessel noch heute bei der Möbelfabrik Knoll in New York erhältlich.

 

 

Im Mercedesmuseum standen natürlich Originale dieses Klassikers, es dürften so um die 50 Stück gewesen sein.

 

Ein Klassiker war natürlich auch das "die drei von der Tankstelle"-Display, hier dürften sich etwa 90 % der Museumsbesucher einmal haben fotografieren lassen.

 

Den Ausklang des Museumbesuchs bildete die Rückfahrt im Pendelbus zurück vor das Werkstor. Hier konnte man sich noch einmal gegenseitig fotografieren, oder man blickte aus dem Fenster und versuchte einen Blick auf einen getarnten Erlkönig zu erheischen, der zwischen Versuch und Windkanal abgestellt war.

 

Und hier war dann der Museumsbesuch zu Ende.